In diesem Beitrag berichtet Therapeut Ulrich Wilken von einer bemerkenswerten Therapiesitzung mit einem Paar an einem trüben Sonntagmittag. Das Paar besteht aus einem 51-jährigen Ingenieur, der selbstständig ist, und einer 54-jährigen Ärztin, die im Krankenhaus arbeitet. Beide haben jeweils ein erwachsenes Kind aus früheren Beziehungen. Vor Beginn der aktuellen Sitzung erkundigt sich Wilken nach den Motiven, die sie dazu bewogen haben, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Erkundung der Problematik
Der trübe Sonntagmittag ist eine guter Zeitpunkt, innezuhalten und über die erste Sitzung mit einem Paar zu schreiben.
Ein Paar, Mann, 51 Jahre, Ingenieur, selbstständig - Frau, 54 Jahre, Ärztin, im Krankenhaus angestellt. Beide haben jeweils ein erwachsenes Kind aus erster Ehe.
Meine erste Frage lautet meistens:
„Wessen Idee war es, diesen Termin bei mir wahrzunehmen?“
> Beide haben schon einmal vor 4 Jahren eine Paartherapie unternommen mit ca. 8 Sitzungen.
„Wie lange seid ihr ein Paar?“
> 13 Jahre.
Dann kommt die allseits bekannte Frage, die ich immer noch am besten finde:
„Angenommen, Sie wären schon einige Male bei mir gewesen und Sie würden denken, dass das, was wir hier machen, Sinn ergeben hat. Was ist dann möglicherweise anders als jetzt?“
Dabei frage ich beide und schaue niemanden direkt an.
> Mann: Mehr Vertrauen in den gemeinsamen Weg.
> Frau: Ich möchte so geliebt werden, wie ich bin. Möchte zufriedener werden (Das wollen fast alle).
Danach kommt eine kurze Erkundung des Problems. Thema - Streit.
„Worum streiten Sie?“ Jetzt nicht auf der manifesten Ebene bleiben, sondern die emotionale Ebene fokussieren. Mich leitet:
Paare streiten darum, wer recht hat und das Grundgefühl aktualisiert sich in Form von: Ich fühle mich nicht gesehen, wertgeschätzt usw.
Die nächste Frage lautet häufig:
„Wie lange existiert das Problem?“ (meistens bei Frauen schon länger)
In diesem Fall:
> Mann: Ich wollte schon kurz nach unserem Kennenlernen Hilfe von außen einholen.
> Frau: Ich war eigentlich immer ganz zufrieden.
„Gab es eine Zeit, wo das Problem nicht auftrat?“
> Mann: Ich war immer leicht unzufrieden, dass meine Frau sich nicht entwickelt hat. Ich komme aus den Bergen, man sollte über die Berge hinaus schauen, neugierig sein und sich entwickeln.”
Was hört die Frau? - Ich reiche nicht!
„Kennen Sie das Gefühl, unabhängig von Ihrem Partner aus Ihrer Geschichte?"
> Frau: Ja.
„Wie lange schon? 50 Jahre?“ (ich ziehe die ersten 4 Jahre immer ab)
> Frau: Ja, kann sein.
Vertrauen in die Beständigkeit von Liebe
„Wie lange waren Ihre Beziehungen vorher?“ Mich leitet: Haben die Menschen, die vor mir sitzen, Vertrauen in die Beständigkeit von Liebe?
> Beide hatten längere Ehen 20 bzw. 15 Jahre und danach immer ca. 3 Jahre bis zum
Kennenlernen.
Ausgangssituation Paartherapie
Ich bin beeindruckt von Ihrer Offenheit und Ehrlichkeit, mit der Sie beide hier in diesem Rahmen über sich und Ihre Probleme gesprochen haben. Ich habe Sie als zwei Menschen erlebt, die sich mit Respekt und Achtung begegnen, trotz aller Schwierigkeiten. Das ist nicht selbstverständlich. Mein Eindruck ist, dass Sie ein Fundament der Liebe verbindet, aber es nicht so recht gedeihen „darf“. Wenn Sie eine zweite Sitzung wünschen, möchte ich Ihnen gern zwei „Hausaufgaben“ mitgeben.
1.: Achten Sie bis zum nächsten Mal darauf, was sich nicht verändern soll, was Sie aneinander schätzen (kommt von meinem Freund Steve de Shaker).
2.: Scheiben Sie ein kurzes Genogramm, Stammbaum auf, nicht bis ins 16. Jahrhundert nur bis zur Großmutter.
Vertrauen in die bedingungslose Liebe
Haben die beiden gelernt, in Ihrer Geschichte Vertrauen in die Beständigkeit von Liebe und vor allem Vertrauen in die bedingungslose Liebe aufzubauen?
Fortsetzung folgt....
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